Therapiehundearbeit – als Therapie Team gemeinsam unterwegs

Tiere schenken Lebensfreude, machen Mut, zaubern ein Lächeln ins Gesicht, motivieren, machen Natur erfahrbar, schenken Wärme und Zuneigung, geben Zuversicht und konkrete Hilfe im therapeutischen Einsatz. Sie können soziales Lernen fördern und das Üben von kognitiven, emotionalen und körperlichen Fähigkeiten lustvoll unterstützen.

Unsere Arbeit im tiergestützten Setting und in der Ausbildung zum Therapie Hunde Team ist geprägt durch die Freiwilligkeit aller Beteiligten – egal ob Mensch oder Tier. Nur so kann ein harmonisches und zielführendes miteinander stattfinden.

Allein die Tatsache, dass ich als Trainerin in Zusammenarbeit mit dem Verein „Tiere helfen leben“ in der praktischen Ausbildung von künftigen Therapie Hunde Teams tätig bin lässt darauf schließen, dass ich diese Art der Arbeit schätze. Trotzdem seien mir ein paar kritische Worte erlaubt um klar zu machen was nötig ist, um Tiere sinnvoll in pädagogische, sozialarbeiterische oder therapeutische Arbeit zu integrieren.

Ashira – flexibel im Einsatz

und ein paar Worte zu sozialromantischer Verklärung im Bereich der tiergestützten Arbeit

Ashira, meine 11jährige Elohündin, begleitet mich als „Adabei“ in meiner Arbeit mit Menschen mit psychiatrischen Diagnosen. Im Arbeitsalltag ist selten Zeit gezielt mit ihr und einzelnen KlientInnen zu arbeiten. Die Vermischung von Betreuung und gezielter tiergestützter Arbeit würde auch der Philosophie des Trägervereins für den ich arbeite widersprechen. Aber Ashira hält sich nicht an solche ideologischen Grundsätze – sie ist einfach da.

Immer wieder beobachte ich KlientInnen in ihrer Interaktion mit Ashira. Menschen, die sich momentan uns BetreuerInnen nicht öffnen können oder mit Belastungen konfrontiert sind die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in Worte gefasst werden können. Menschen, die manchmal so unter Druck stehen, dass sie Türen einschlagen oder Wände niederreißen möchten. Und diese Menschen sitzen dann mit Ashira zu ihren Füßen und streicheln sie ganz ruhig und oft ist in diesem Moment Entspannung in ihren Gesichtern zu sehen.

Erst letztens hat ein Kollege in seiner schriftlichen Dokumentation des Tagesgeschehens festgehalten: „Wie es Frau W. heute geht kann ich nicht mit Sicherheit sagen, sie hat nur mit Ashira gesprochen.“

Aber das ist nur eine Facette die Ashira bewirkt. Auch das Rücksicht nehmen, das Realitäten anerkennen, das Emotionen des Gegenübers wahrnehmen oder das klare Verbalisieren von eigenen Bedürfnissen fördert Ashira durch ihre Anwesenheit.

Gezielt arbeitet Ashira mit mir mit einem an Demenz erkrankten Herrn in den 40ern aus einer anderen Einrichtung. Sehr jung und sehr belastet von seiner Erkrankung lehnt Herr B. klassisches Gedächtnistraining ab. Aber mit Ashira und mir durch den Wald zu spazieren macht ihm Spaß. Eingebettet in Naturerlebnisse, gegenseitigem Lernen – Herr B. ist botanisch um einiges mehr bewandert als ich, und dem spielerischen Umgang mit Ashira sind Gedächtnisübungen auf einmal kein aufgesetztes Muss mehr sondern im Erleben von Herrn B. ein schöner Ausflug ins Grüne.

Selbst wenn Herr B. anfangs einmal keine Lust hat mehr zu tun als „nur“ spazieren zu gehen – Ashira bringt ihn durch ihr unaufdringliches aber beharrliches Fragen nach gemeinsamer Beschäftigung meist doch dazu ein Lächeln über seine Lippen huschen zu lassen und auf ihre Aufforderungen einzusteigen.

Und dann gibt es noch Herrn C. Herr C. ist gehörlos und blind. Bewegung und taktiles Erleben bereiten ihm Freude. Wenn Herr C. das weiche Fell von Ashira spürt und ihre warme sanfte Schnauze, wenn er ihr Leckerlies gibt, dann versinkt er in dieser wunderbaren Wahrnehmung. In der Arbeit mit Herrn C. geht es nicht um Förderung oder therapeutisches Arbeiten. Es geht darum Herrn C. eine schöne Zeit voll Freude und Genuss zu ermöglichen.

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Ashira bei der Arbeit

Dies sind nur 3 von vielen Möglichkeiten tiergestützt zu arbeiten. Für alle Bereiche, und das ist mir sehr wichtig, gilt aber: einfach nur ein Tier im sozialen, pädagogischen oder medizinischen Setting einzubinden alleine reicht nicht. Oft wird die Arbeit mit Tieren in diesen Bereichen sozialromantisch verklärt dargestellt oder aufgefasst. Ohne ein klares Konzept, das sowohl die Bedürfnisse der Tiere als auch die fachliche Kompetenz im jeweiligen Einsatzbereich einschließt, kann weder mit Erfolgen noch mit Freude an der Arbeit bei allen Beteiligten gerechnet werden.

 

Kompetenz im jeweiligen Einsatzbereich:

Nicht umsonst gibt es für verschiedene Berufsgruppen verschiedene Ausbildungen. Eine ausgezeichnete Kindergartenpädagogin kann Gold wert sein in der Arbeit mit Kindern dieser Altersgruppe, sie kann aber völlig überfordert sein im Tun mit pubertierenden Jugendlichen. Wer die Kompetenz besitzt mit pflegebedürftigen Menschen zu arbeiten hat unter Umständen Schwierigkeiten mit schwer traumatisierten oder psychisch erkrankten Personen, wer mit vor Energie strotzenden jungen lebhaften Menschen seine Zielarbeitsgruppe gefunden hat kann möglicherweise schwer mit der Belastung im basalen Arbeitsbereich umgehen usw.

Es liegt mir am Herzen dafür zu sensibilisieren, dass nicht jeder Mensch alles gut können kann und muss.

In dem Bereich in dem ich arbeiten möchte muss ich aber gut sein. Ich muss wissen mit welchen Fragestellungen ich in diesem Bereich konfrontiert werde und wie ich damit umgehen kann, ich muss Bescheid wissen über die Bedürfnisse dieses speziellen Zielklientels, ich muss wissen was ich in Problemsituationen zu tun habe und ich brauche ein Konzept, also einen klaren Plan inklusive Haltungsfragen und Zielsetzung und dem Weg wie ich dieses Ziel erreichen möchte. Wie die Beispiele aus meiner Arbeit mit Ashira zeigen können diese Ziele sehr komplex oder sehr einfach sein. Beides ist gut wenn die Qualität der Arbeit stimmt.

Und hohe Qualität erreicht man – abgesehen von der Persönlichkeit der tiergestützt arbeitenden Person die auch je nach Arbeitsbereich verschiedene Kriterien erfüllen muss – durch Kompetenz. Und Kompetenz für den jeweiligen Arbeitsbereich habe ich wenn  entweder mein Quellberuf mit meinem gewählten tiergestützten Arbeitsfeld übereinstimmt oder ich bereit bin mit den vor Ort arbeitenden Fachkräften zusammen zu arbeiten, mich von ihnen anleiten zu lassen und von ihnen zu lernen. Letzterer Bedarf muss aber unbedingt bei der Kontaktaufnahme mit der anfragenden Institution abgeklärt werden, denn meist gehen diese Institutionen davon aus mit einer Fachkraft aus ihrem Bereich zu tun zu haben und hinterfragen den Unterstützungsbedarf der tiergestützt arbeitenden Person nicht.

 

Die Bedürfnisse der Tiere:

Ich unterstelle niemandem der Tiere in seine Arbeit einbindet, dass er oder sie absichtlich die Bedürfnisse dieser Tiere beschneidet. Normalerweise liebt jeder sein Tier und möchte ihm nicht schaden. In der Praxis sehe ich aber leider immer wieder, dass nicht nur das Wissen um die Bedürfnisse der eingesetzten Tiere fehlt sondern auch das Wissen darüber, dass für eine artgerechte Haltung mehr Information als ein Verkaufsgespräch in der Zoohandlung nötig ist.

Egal ob es sich bei den eingesetzten Tieren um Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen, Hühner, Katzen, Schnecken oder andere Lebewesen handelt und egal ob sie am Einsatzort leben (was bei einigen Spezies grundsätzlich nicht verantwortbar ist) oder als Besuchstiere in die jeweilige Einrichtung kommen, auch hier ist Fachkompetenz gefragt. Und weil auch im Kompetenzbereich über verschiedene Tierarten nicht jeder alles wissen kann ist auch hier die Information bei tatsächlichen Fachkräften nötig. Und zwar Information sowohl die jeweilige Spezies als auch die individuelle Persönlichkeit eines bestimmten Tieres betreffend.

Ich selbst erachte mich aufgrund meiner Ausbildung und langjährigen Tätigkeit im Hundetrainings- und Therapiehundebereich als kompetent für Fragen des Einsatzes von Therapiehunden. Als aber die Frage nach der Haltung von Kaninchen in einer Einrichtung in der ich arbeitete auftauchte konnte ich keine klaren Antworten die über das „Feld und Wiesen Wissen“ über Kaninchenhaltung hinausgehen geben. Also war eine umfassende Recherche angesagt. Als das Wissen von Veterinäramt und Tierschutzombudsstelle für die rechtlichen Mindeststandards, 4Pfoten und der Kaninchenhilfe  für die tatsächlichen Bedürfnisse von Kaninchen zusammengetragen waren wussten wir welche Rahmenbedingungen für eine verantwortungsbewusste Kaninchenhaltung nötig sind – und haben uns gegen das Projekt entschieden weil wir diese Anforderungen in unserer Einrichtung nicht erfüllen konnten.

Ich möchte mit diesen Worten den Einsatz von Tieren im sozialen, pädagogischen oder medizinischen Bereich niemandem vergällen. Tiere sind eine schöne Bereicherung in vielen Lebensbereichen. Aber Tiere haben nichts in einem nach rein menschlichen Bedürfnissen orientierten Setting zu suchen! Sie sind keine Therapieinstrumente und es reicht nicht das Gefühl zu haben, dass ein Setting für ein Tier passt – ich muss dieses Gefühl mit Wissen untermauern können oder eben auch die Größe an den Tag legen um zu sagen „wir können nicht die Rahmenbedingungen schaffen um einen verantwortungsvollen Umgang und / oder Lebensbereich für das jeweilige Tier zu gewährleisten, also lassen wir es bleiben“.

 

Nähere Informationen zur Therapie Team Ausbildung finden Sie unter Meine Angebote – Therapie Team Ausbildung

Für eine Anmeldung zum Eignungstest der Therapiehundeausbildung füllen Sie bitte das Anmeldeformular von THL-Tiere-Helfen-Leben aus.