„Billigwelpen“ – wissen Menschen eigentlich, was dahintersteckt?

© Thomas Riepe in seinem Blog „Klartext Hund“

Gestresste Welpen und Mütter

An dieser Stelle möchte ich einige Worte zu Rassewelpen verlieren, die man für wenige
hundert Euro (manchmal noch weniger) erwerben kann. In vielen Fällen werden diese Welpen
in Großzuchtstätten geboren, die in Ländern liegen, die, drücken wir es vorsichtig aus, ein
anderes Verhältnis zum Hund haben als wir in Mitteleuropa. Die Welpen werden dort als Ware,
als Produkt angesehen, welches einen wirtschaftlichen Profit verspricht. So kommt es vor, dass
Welpen in regelrechten „Produktionsstätten“ auf die Welt gebracht werden.
Vielfach genügen diese Orte nicht einmal einfachsten, den Tieren wenigstens im Ansatz
gerecht werdenden Standards. Mutterhunde werden als Gebährmaschinen missbraucht und
werden bei jeder Läufigkeit belegt – was die Körper unglaublich belastet. Hündinnen sind
körperlich von Natur aus eigentlich nur einmal jährlich in der Lage Nachwuchs auf die Welt zu
bringen, ohne selbst Schaden zu nehmen. Auch wenn sie, dank der Selektion durch Menschen,
meist zweimal im Jahr empfängnisbereit sind. Zusätzlich zur körperlichen Überbelastung
kommt, dass die Tiere in Zwingeranlagen eingepfercht sind, fast nie an die Luft kommen oder
irgendeinen anderen, lebensnotwendigen Reiz bekommen. Die Mutterhündinnen vegetieren vor
sich hin, ohne wichtige Elemente des Lebens, die Glück und Wohlbefinden hervorrufen.
Stresshormone sind ständig im Körper, aber entgegenwirkende Stoffe der körpereigenen
Biochemie können dank fehlender Stimulanz nicht gebildet werden. Die Muttertiere in diesen
Massenzuchtstätten unterliegen also einem starken Stress. Einem Stress, dem letztlich auch
die ungeborenen Welpen schon im Mutterleib ausgesetzt sind, weil Kreisläufe und Biochemie
direkt miteinander verwoben sind. So kommen diese kleinen Lebewesen schon mit einem
biochemischen Ungleichgewicht auf die Welt – dauerhafte Stressanfälligkeit und sehr viel Angst
und Unsicherheit im gesamten späteren Leben sind meist die unausweichliche Folge. Zudem ist
die Mutter auch vom Immunsystem her geschwächt, die Neugeborenen also auch. Krankheiten
und Keime haben bei diesen schwachen Organismen eine größere Chance Fuß zu fassen und
sich auszubreiten.

Viel zu früh der Mutter entrissen

Und als wenn das noch nicht genug wäre, werden die Welpen dann noch ihrer Mutter
entrissen und mit 4 oder 5 Wochen auf dem Markt verkauft. Die kleinen Lebewesen sind aber
noch garnicht in der Lage, ohne Ihre Mutter zu existieren, ihr kleines Gehirn kann noch nicht mit
den vielen Eindrücken umgehen, die plötzlich, außerhalb ihres dunklen Verschlags, plötzlich auf
sie einstürzen. Redende Menschen, Gezerre und unglaublich viele Außenreize. Und das alles
ohne ihre Mutter, ihre einzige Konstante in dem jungen Leben, die zwar auch schwach und
gestresst war, aber trotzdem wenigstens beruhigend auf die Welpen einwirken konnte. Die
Welpen werden so in der normalen Entwicklung ihres Gehirns gehemmt, sie sind erneut stark
gestresst – so stark, dass ihr Körper nicht in der Lage ist, sich anzupassen. Starker Stress
schwächt das ohnehin angeschlagene Immunsystem noch mehr, Krankheiten haben noch
leichteres Spiel. Was mit diesen Welpen aus diesen Massenzuchtstätten passiert ist furchtbar
und der menschlichen Gesellschaft eigentlich unwürdig. Aber leider Realität. Diese Welpen
werden dann, oft illegal, nach Mitteleuropa gebracht und dort billigst verkauft. Manchmal auf
„Tiermärkten“ aus dem Kofferraum heraus, oft erreichen die Händler ihre Kunden auch über das
Internet oder tun so, als wären die Welpen auf irgendeinem Bauernhof geboren worden. Der
ganze Handel mit Welpen ist organisiert und ein ganz perfides Unterfangen. Ein Teil der
Welpen aus solchen Quellen stirbt schon kurze Zeit, nachdem sie bei ihren neuen Besitzern
sind. Diejenigen, die überleben, sind fast immer und ihr Leben lang mit vielen Problemen
behaftet. Physisch und psychisch…

Schuld der Käufer?

Dabei wäre es wirklich ganz einfach, dieses Welpenelend zu beenden. Schlicht, indem
niemand mehr einen solchen Welpen kauft. Das ganze System, alles was den Welpen, ihren
Müttern – allen daran beteiligten Hunden angetan wird, wird nur dadurch ermöglicht, dass in
Deutschland Menschen dazu bereit sind, Welpen für „kleines Geld“ zu erwerben.
Dies soll keinesfalls ein pauschaler Angriff auf Welpenerwerber sein, die aus Unwissenheit
einen solchen Welpen bei sich aufgenommen haben. Aber wer dies gelesen hat, weiß etwas
mehr und sollte dies bei jedem zukünftigen Hundewunsch berücksichtigen.
Aber es ist nun einmal so, dass letztlich der Markt für billige Welpen vom Käufer bestimmt wird.
Gäbe es keine Käufer, gäbe es keine Massenzuchtstätten und keine leidenden Welpen. Darum
meine bitte an alle die, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, einen Welpen zu erwerben. Im
Interesse der kleinen, unschuldigen Lebewesen – machen Sie einen großen Bogen um
Angebote von Billigwelpen. Für jeden Verkauften Hund werden mehrere nachgezüchtet – alles
kleine Individuen, die entsetzlich leiden. Nachgezüchtet wird übrigens auch, wenn man einen
dieser Welpen aus Mitleid erwirbt. Gesetze der Marktwirtschaft – Absatz fördert Produktion.
Auch wenn die Worte „Absatz und Produktion“ in diesem Zusammenhang nicht wirklich schön
sind…
Wenn Sie sich also einen Hund zulegen möchten, erkundigen Sie sich doch bei einem
Tierschutzverein. Oder, wenn es denn unbedingt ein Welpe sein soll, suchen Sie sich einen
Züchter aus, der transparent und überprüfbar züchtet, sowie den Welpen einen optimalen Start ins Leben ermöglicht.

Tierschutzhunde und seriöse Züchter

An dieser Stelle möchte ich gern erwähnen, dass ich persönlich immer Hunde aus dem
Tierschutz bei mir aufnehme, es aber auch Züchter geben muss – wenn auch in einem ganz
anderen Umfang als heute Realität ist. Welpen und Nachwuchs muss es natürlich geben,
andernfalls würden Hunde schlicht aussterben. Es ist zudem ein Bedarf an Welpen da, ca.
500.000 wechseln jedes Jahr in Deutschland den Besitzer – und leider viel zu viele davon aus
den angesprochenen Massenzuchten mit all dem Elend. Es wäre daher ein Fortschritt, wenn
die Welpenkäufer auf seriöse Züchter zurückgreifen würden. Die gibt es natürlich und ich kenne
persönlich einige, die nicht an den Profit denken, sondern aus Engagement und der Liebe zum
Tier und auch zu einer speziellen Rasse, sehr viel Energie und Freude in kleine Zuchten
stecken. Was ein seriöser Züchter ist, darauf werde ich in einem späteren Artikel in diesem Blog
noch eingehen. Hier kann man aber schon feststellen, dass ein seriöser Züchter einen Hund
nicht für einen „Discountpreis“ anbieten kann. Gute Ernährung, medizinische Versorgung und
Vorsorge sowie die Zeit, Welpen behutsam auf das Leben vorzubereiten, aber auch ein
tiergerechtes Umfeld haben ihren Preis. Wenn ich also einen Welpen suche, der bestmöglichst
ins Leben gestartet ist, dann kann und darf ich keinen Billigwelpen zu mir holen. Zum einen
werde ich mit einem solchen Welpen viele Probleme bekommen, die letztlich mehr Kosten
verursachen, als ich am „Kaufpreis gespart“ habe. Zum anderen verursache ich mit dem Erwerb
eines solchen Welpen unglaubliches Leid, weil es immer weitergeht und immer mehr arme
Lebewesen „produziert“ werden.

Sumpf der Tierquälerei trockenlegen

Es gibt viele Wege, wie ein Hund seinen Weg zu uns Menschen findet. Wie erwähnt durch
Tierschutzorganisationen (dazu gehören natürlich auch Tierheime) oder seriöse und
transparente Züchter. Auf keinen Fall dürfen wir als verantwortungsbewusste Menschen aber
diese „Züchter“ und Händler unterstützen, die nur an den Profit denken und das Lebewesen
Hund als Ware betrachten. Deren Markt, dieser Sumpf aus Tierquälerei, muss trockengelegt
werden. Das kann nur erreicht werden, indem ihre „Ware“ keinen Käufer mehr findet…
Sicher, bei mir steckt hier sicher mehr der Wunsch hinter dem Gedanken. Aber vielleicht kann
ich hiermit ja den ein oder anderen potentiellen Welpenkäufer dazu bewegen, mit der
Trockenlegung des Sumpfes zu beginnen.